Das Jahr des offenen Verlags

Im ersten Jahr des offenen Verlags, einer Pionieridee von mikrotext, sind mit sechs Gastverlegerinnen insgesamt sechs Titel entstanden, denen der Verlag an dieser Stelle nicht genug danken kann: dass sie den Mut und die Ideen hatten, eigene Publikationsideen vorzuschlagen, zu betreuen und umzusetzen.

Als mikrotext das Jahr des offenen Verlags ausgeschrieben hat, wussten wir noch nicht, dass 2020 im Zeichen von Corona stehen würde. Kaum Veranstaltungen, mehrere Lockdowns, Social Distancing, die „Angst vor dem anderen“. Insofern war das Jahr des offenen Verlags für mikrotext eine absolut passende, resiliente und stabilisierende Struktur. Alle Publikationen, die gedruckt wurden, sind im Crowdfunding von den jeweils interessierten Communities vorfinanziert worden. So war auch immer eine Teilauflage schon immer bei Erscheinen verkauft und erreichte, ganz ohne Werbung, Events, eine Leserschaft.

Alle Titel finden sich natürlich nun im Buchhandel oder in unserem Shop.

Gelernt haben wir:

  • Dynamisch bleiben.
  • Gute Planung ist nicht alles. Denn Verschieben ist kein Problem.
  • Jede Verlegerin ist anders und jede kann irgendetwas extrem gut.
  • Man kann immer noch viel dazulernen.
  • Sensibel bleiben.
  • Man kann nicht alles vorher klären.
  • Im Gespräch bleiben hilft.
  • Öffnung bedeutet Offenheit, aber nicht Beliebigkeit.
  • Es war „super, dass wir andere Schwerpunkte hatten als die Pandemie“ (Katharina Peham): Nachhaltigkeit, Reduzierung der Klimagase, Überleben und Leben auf dem Land, Berge, Antirassismus, Masken.
  • Ein Riesendankeschön sowohl an die Autorinnen als auch die Gastverlegerinnen!

Was war 2020?

Frühjahr 2020: Das Programm für das Jahr des offenen Verlags steht im Großen und Ganzen fest! Für die meisten Publikationen veranstalten wir Crowdfunding-Aktionen. Wenn ihr immer up-to-date sein wollt, bestellt hier unseren Newsletter, mit dem wir euch auf alles rechtzeitig hinweisen.

Michaela Maria Müller hat Ende März das klimafreundliche Kochbuch Kochen mit Zukunft herausgegeben, als E-Book und als Ringbuch auf Recyclingpapier! Die gedruckte Version wurde durch ein Crowdfunding realisiert. „Lecker Klima“, schrieb das Bücher Magazin über diese klimafreundliche Rezeptesammlungen voller guter Ideen für jede Jahreszeit und persönlicher Statements von Menschen, die schon nachhaltig kochen.

Laura Hofmann koordiniert einen White-Ally-Guide, den das Anti-Rassismus-Netzkollektiv Wirmuesstenmalreden (Instagram, Blog) verfasst. Darin über 10 Kapitel, die sich an privilegierte Menschen richten, ihren Status zu überdenken und ihre Rassismen (oft auch unbewusste) anzuerkennen und zu beenden. Das Buch ist weder Roman noch Sachbuch, es ist eine Art Essaybuch zum Mitmachen und Mit-Denken: Dear Discrimination, this is your end! Der Titel soll im Juni als E-Book und, bei erfolgreichem Crowdfunding, bis Ende September als Buch erscheinen. Wir sind schon mittendrin im Machen und es wird sehr gut.

Tabea Steiner ist die Gastverlegerin für das Prosadebüt der Schweizer Autorin Anaïs Meier: Über Berge, Menschen und insbesondere Bergschnecken. Sie sollen im August erscheinen. Um einen Eindruck zu bekommen (wir jedenfalls sind sehr beeindruckt), verlinken wir hier ihre Texte, die sie in dem formidablen Print- und Web-Organ Fabrikzeitung veröffentlicht hat.

Zusammen mit den Herausgeberinnen der österreichischen Literaturzeitung Mischen haben wir bis Ende März neueste Prosa (erzählerische oder essayistische) zum Klimawandel gesucht. Den Open Call findet ihr hier. Die Entscheidung der Jury ist schon gefallen und das Ergebnis wird bald verkündet und erscheint dann in unserem Programm! Am besten unseren Newsletter bestellen.

Am 7. Dezember erscheint – zeitgleich zur Abschlussveranstaltung der ersten Web-Residenz des Literarischen Colloquiums Berlin das E-Book Un_Masking Difference mit Essays der sechs Web-Resident·innen: Logan February, Precious Colette Kemigisha, Olumide Popoola, Djamila Ribeiro, Jeferson Tenório und Sheree Renée Thomas, herausgegeben von Natasha A. Kelly. Hier war also eine Institution die Gastverlegerin!

Kerstin Grether und Sandra Grether sind die Band Doctorella, aber auch feministische Aktivistinnen für Musikerinnen im „Betrieb“. In der Kantine am Berghain veranstalten sie die Reihe Ich brauche eine Genie, gefördert vom Musicboard Berlin, und unter diesem Titel geben sie eine Sammlung von Texten (nicht nur) deutschsprachiger Musikerinnen heraus, unter anderem von Hansaplast, Malaria, Maike Rosa Vogel, Leyla Yenirce, Yetundey, Von Luft oder FaulenzA. Ein feministisches, poetisches Songbook! Disclaimer: Das Buch ist dann Ende August 2021 erschienen. Danke für eure Geduld!

In den Medien: der offene Verlag

Januar 2020: In diesen beiden Podcasts erklärt Nikola Richter, mikrotext-Verlegerin und Kopf hinter der Idee des offenen Verlags, einiges zu den Vorbereitungen und Gedanken aus Verlagssicht, einmal bei der Lesart im Deutschlandfunk Kultur und einmal bei Zeitpunkte im rbb Kulturradio. Die Überschrift beim rbb ist etwas irreführend, da mikrotext ja nicht losgezogen ist, um Frauen zu fördern, aber dass jetzt alle Gastverlegerinnen Frauen sind, hat sich einfach durch die Qualität der Einsendungen ergeben, vielleicht auch durch das Verlagsnetzwerk, das eben nicht nur männlich ist. In diesem Interview https://fidipub.de/zusammen-verlegt-man-weniger-allein/ finden sich auch viele Ansätze des Verlags erklärt, etwas über das offene Jahr hinausgehend.

Ausschreibung: Werde Gast-Verlegerin oder Gast-Verleger!

Oktober 2019: Für die Programmplätze 2020 bei mikrotext werden Gast-VerlegerInnen gesucht. Auch du kannst dich mit einer Titel-Idee melden!

Warum ein offenes Jahr?

Schon immer ist es so: Verlage haben einen Verleger oder eine Verlegerin. Eine „Persönlichkeit“, die die Geschicke des Verlags lenkt. Warum eigentlich? Muss das so sein? Das Verlegen ist eigentlich eine kollektive Handlung. Deshalb öffnet sich mikrotext für ein Jahr dem radikal kollektiven Verlegen. Das kulturelle Kapital von mikrotext wird kollektiviert. Was wollt ihr eigentlich, wie soll eurer Meinung nach ein Verlag heutzutage funktionieren, welche Art von Publikationen brauchen wir in diesen bewegten Zeiten?

Wie läuft das offene Jahr ab?

Ihr meldet euch als Einzelperson oder Gruppe mit einer Titel-Idee, die zum mikrotext-Verlagsprogramm passen sollte: engagierte neue Narrative. Aber da wir ja ein sehr flexibles Programm haben, ist hier eurer Kreativität keine Grenze gesetzt. Bis Ende November 2019 möchten wir zumindest die ersten vier Titel des Jahres 2020 festlegen. Bis dahin geben wir euch oder dir grünes Licht. Später dann übergeben wir verschiedene Zugänge für unterschiedliche Verlagsaccounts, etwa auch für das E-Book-Produktionstool.

Was bietet mikrotext?

mikrotext gibt es jetzt seit 7 Jahren, der Verlag ist also schon ein gut eingeführtes Label. Dazu haben wir einen engagierten Freundeskreis, noch genug ISBNs, eine Webseite, verschiedene Verlagsaccounts bei Social Media, ein kollektives E-Book-Produktionstool (Booktype), eigene Schriften, eine digitale und eine analoge Auslieferung (und Lager). Jeder Titel sollte als E-Book funktionieren und erscheinen.

Was bringt ihr mit?

Lust aufs Verlegen! Ihr schickt uns eine Idee für einen neuen Titel bei mikrotext. Ihr übernehmt die Planung, Herstellung (auch die Covererstellung), das Marketing, die Veranstaltungsorga, also alles rund um den Titel. Falls ihr ein Buch drucken lassen wollt, müsstet ihr ein Crowdfunding machen, aber dafür könnt ihr auch gerne den mikrotext-Account bei startnext verwenden.


Meldet euch mit eurer Idee bis 31. Oktober 2019.

  • Schickt 10 Sätze zum geplanten Projekt, idealerweise auch eine kurze Einschätzug, wie der Titel bekannt gemacht werden kann und wer die LeserInnen sein sollen.
  • Denkt dran, dass das Projekt in 6-8 Wochen umsetzbar ist. Es sollte nicht zu kompliziert sein.
  • Da wir das Glück haben, mit dem Deutschen Verlagspreis 2019 ausgezeichnet worden zu sein, stellen wir für jedes Projekt 1000 EUR Startkapital zur Verfügung.
  • Wann wäre euer gewünschter Erscheinungstermin zwischen Februar bis Dezember 2020?
  • Stellt kurz alle Beteiligten vor und begründet, warum dieses Projekt zu mikrotext passt.
  • Und dann auf in das Jahr des offenen Verlags!

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