Lavinia Braniște

Planet Romeo

Zwei Erzählungen

In ihren Kurzgeschichten „Planet Romeo“ und „Eskapade“ ist die junge rumänische Autorin Lavinia Braniște so aktuell, wie sie nur sein kann. Wie erzählt man realistisch von Begehren und Lust, ohne in den Kitsch abzudriften?

Aus dem Rumänischen von Anke Pfeifer und Ernest Wichner

3,99 

3,99  E-Book

etwa 80 Seiten auf dem Smartphone

ISBN 978-3-944543-79-6
E-Book

etwa 80 Seiten auf dem Smartphone

April 2019

„In dieser Welt erscheint Liebe wie ein Spiel, wie Russisches Roulette, und man traut sich kaum, Gefühle zu zeigen. Branişte gibt in ihren beiden Erzählungen ihren Protagonisten eine zarte und aufrichtige Stimme.“
Annika Grützner, Read Ost

„Mindestens Größe L!“
Literaturpalast

„In jeder Geschichte gibt es Elemente, die die Spannung für eine entscheidende Konfrontation aufbauen. Die Figuren leben on the edge: Aus ihren Worten und Taten spricht immer eine existenzielle Angst. […] Lavinia Braniște schreibt gute Prosa, und egal für welches Thema sie sich entscheidet, wie minimalistisch die Situation ist, die sie beschreibt, ist der Lesegenuss das vorherrschende Gefühl des Lesers. An erster Stelle steht in ihrer Prosa der leichte, natürliche Ton.“
Bogdan-Alexandru Stănescu, Observator Cultural

„Klares und aufmerksames Schreiben, mit einer unverkennbaren Stilistik, mit authentischen Charakteren der Generation der 30-jährigen und Themen voller Leben, die die Realität des Augenblicks mit ihren tatsächlichen menschlichen Bedingungen und Konflikten beschreiben.“
Marius Chivu, Dilema veche

Inhalt: Liebesgeschichten

Machtspielchen können sexy sein, aber auch zarte Liebesgefühle im Keim ersticken. Da ist: ein Pärchen-Abendessen inklusive Mikro-Aggressionen beim Küssen, Kochen, Duschen, Sex; ein Online-Date, das vielleicht besser online geblieben wäre. Aktuellste, komisch-kritische, auch verzweifelte Liebesgeschichten. Cat Person auf Rumänisch. Wir empfehlen auch den ersten, vielbeachteten Roman der Autorin, Null Komma Irgendwas, sowie den zweiten Roman Sonia meldet sich (erscheint im Mai, Vorbestellungen möglich).

Nach dem Essen hörten sie Musik, redeten sie, sie stocherte in seinen Sachen herum, bei den Büchern, DVDs, und gab einen Freudenschrei von sich, wenn sie etwas fand, das ihr gefiel.

Sie setzte sich in den Sessel und streckte sich, um auf den Laptop auf dem Tischchen schauen zu können, wollte die Musik wechseln. Er beugte sich über sie und ließ ihre linke Schulter einen beachtlichen Teil seines Gewichts spüren.

„Die gefallen dir?“

„Ja … weiß nicht … kenne sie nicht. Was möchtest du.“

Und sein Mund näherte sich ihrem:

„Was ich mag?!“

Und er bot ihr den allerschönsten Spiderman-Kuss, lang, so lang, dass er es irgendwann in seiner unbequemen Haltung nicht mehr aushielt, sich erhob und sagte: „Wie geil.“

Dann tanzten sie ein bisschen, und anschließend zog er sie zum Bett hin. Er setzte sich auf die Bettkante und begann, ihre dreifachen Gürtelschnallen zu öffnen, er sah nicht gut, hatte also dabei so seine Mühe, sie lachte und schwebte über den Dingen, wiewohl sie nur einen Fingerhut voll Wein getrunken hatte. Sie nahm seine Wangen in beide Handflächen und schaute sich ihn gut an, stellte sich vor, wie sie mit ihm zu Hause durchs Tor schreiten würde. Mein Jemand aus „ich habe jemanden kennengelernt“.

Schließlich war es ihm gelungen, die Gürtelschnallen zu überwinden, er öffnete auch den Reißverschluss und zog ihr die Jeans samt dem Höschen herunter. Plötzlich baute sich in seinem Gesicht eine angeekelte Grimasse auf.

„O, nein, du hast Haare.“

Sie begann zu lachen. Lachte ehrlich. Er konnte das nicht ernst gemeint haben.

„Selbstverständlich habe ich Haare.“

Es waren gepflegte und saubere Haare.

„Nein, nein, das geht gar nicht, müssen wir wegmachen.“

Er stand auf, nahm sie an der Hand und zog sie hinter sich her ins Bad, wo er seinen Rasierapparat von einem Wandregal nahm.

„Ich kann es dir machen, stell dich in die Wanne.“

„Warte doch mal …“

Sie riss sich los und kehrte zurück ins Wohnzimmer, warf sich, völlig durcheinander, in den Sessel. Wusste nicht, was sie nun weiterhin tun sollte. Wusste nicht, was sie sich wünschte, was geschehen sollte.

Auch er kam und setzte sich in den anderen Sessel, von Angesicht zu Angesicht. Er sah sehr ernst drein. Als bespreche er Geschäfte.

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Die Autorin, die Übersetzer

Lavinia Branişte, geboren 1983 in Brăila, im Südosten Rumäniens, arbeitet als Autorin und Literaturübersetzerin. Sie veröffentlichte zwei Sammlungen mit Kurzgeschichten, zwei Romane und drei Kinderbücher. Ihr erster Roman Interior zero wurde mit dem Preis „Nepotul lui Thoreau“ („Thoreau’s Neffe“) als der beste rumänische Roman im Jahr 2016 ausgezeichnet. 2019 war Lavinia Branişte Stipendiatin im International Writers‘ House in Graz und im Hessischen Literaturforum. Ihr zweiter Roman Sonia ridică mâna (2019) wurde für fünf nationale Literaturpreise nominiert und mit zwei Preisen, darunter dem wichtigen Sofia-Nădejde-Preis, ausgezeichnet. Bei mikrotext erschienen: Null Komma Irgendwas, Planet Romeo, Sonia meldet sich.

Anke Pfeifer wurde 1955 in Berlin geboren. Sie arbeitet als wissenschaftliche Autorin, Übersetzerin aus dem Rumänischen und Herausgeberin.

Ernest Wichner leitete lange das Literaturhaus Berlin. Er ist Lyriker und arbeitet als Übersetzer aus dem Rumänischen.

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